Nato: Und wenn Deutschland neutral wie die Schweiz wäre
Die Nato-Partner, allen voran die USA, fordern von Deutschland eine erhebliche Aufstockung seines Rüstungsetats. Aber braucht Deutschland eigentlich eine eigene Wehrmacht? Darf es nicht, wie andere Länder auch, neutral sein?
Gebetsmühlenartig wird den Deutschen vorgehalten, sie sollten aus der Geschichte lernen. Doch die absolute Konsequenz aus zwei verlorenen Weltkriegen wäre doch wohl die Einsicht, sich nie wieder in Kriege verwickeln zu lassen. Dazu gehört, keinerlei verschachtelte Bündnisverpflichtungen einzugehen, aufgrund dessen Deutschland gezwungen wird, in allen Erdteilen dieser Welt den Schiedsrichter oder Weltpolizisten zu spielen (bzw. sich an derlei Aktionen zu beteiligen).
Der ehemalige
Bundesaußenminister Joschka Fischer attestiert in einem
aktuellen Spiegel-Interview (Heft 21/2018) "Die Deutschen haben nach
zwei Weltkriegen erkannt: Wir können Weltpolitik nicht, das hat
uns als Nation fast völlig verbrannt, machtpolitisch und
moralisch.".
Vielleicht hat der gute Mann ja sogar recht. Aber wäre dieses
Fazit nicht ein Grund mehr, sämtliche Finger von eventuellen
Kriegsspielen zu lassen? Wobei doch jedermann weiß, dass
Deutschland schon aufgrund seiner zentralen geografischen Lage
besonderen Anfeindungen, Begehrlichkeiten und Herausforderungen
ausgesetzt ist.
Und von der Größe her ist Deutschland auch kaum
verteidigungsfähig und schnell zu überrollen. Sollte es zum
Beispiel zu einem Atomkrieg kommen, könnte unser Land innerhalb
von 30 Minuten völlig ausgelöscht werden. Territoriale
Großmächte wie Russland, die USA, Kanada, Australien,
China und Indien sind in dieser Hinsicht weit weniger
verwundbar.
2
% vom Bruttosozialprodukt für den Wehretat?
Deutschland sei
verpflichtet, zwei Prozent seines Bruttosozialproduktes für
seine Streitmacht auszugeben, heißt es. Wir erreichen diese
Quote nicht (derzeit liegt sie bei ungefähr 1,3 Prozent). Aber
Deutschland investiert im Gegensatz zu seinen Partnerländern
deutlich mehr in die Flüchtlings- und Entwicklungshilfe, in die
EU und in den Wiederaufbau vom Krieg zerstörter Länder. Das
sind alles friedensstiftende Maßnahmen, die nach meiner
Schätzung jährlich allein schon etwa 4 % des BSP
verschlingen dürften. Warum wird das nicht honoriert?
Warum meint man, Deutschland immer nur in die Pflicht nehmen und
Vorhaltungen machen zu dürfen? Den damit verbundenen Vorwurf,
Deutsche seien Schmarotzer, sehe ich als grobe Beleidigung und
Volksverhetzung.
Dabei sollte nicht vergessen werden, dass doch gerade die westlichen Siegermächte es waren, die von Deutschland sowohl nach dem 1. als auch nach dem 2. Weltkrieg eine Entmilitarisierung verlangten. Warum muss heute alles anders sein, warum müssen die Forderungen von einst auf den Kopf gestellt werden? Wird die Welt sicherer durch eine starke deutsche Wehrmacht? Wo doch noch heute nicht wenige Menschen im Ausland (vor allem in Polen) meinen, den Deutschen sei nie zu trauen und sie sollten noch 1000 Jahre für die beiden Weltkriege büßen.
Ich denke, die Frage der
Neutralität ist durchaus eine Überlegung wert! Vor
allem in Zeiten, wo die US-amerikanische Hegemonialmacht sich nicht
mehr an Verträge und alte Bündnisse gebunden zu fühlen
scheint oder meint, über Extremforderungen bessere Konditionen
aushandeln zu können.
Eine vorurteilsfreie Diskussion über eine deutsche
Neutralität würde vielleicht sogar der polnischen
Bevölkerung bewusst machen, dass Deutschland nicht unbedingt auf
ein starkes Militär oder die Nato angewiesen ist und Russland
schon lange nicht mehr als Klassenfeind oder Bedrohung ansehen
kann.
In einem bündnisfreien, neutralen Deutschland könnten sich die Bundesbürger womöglich sicherer fühlen als in einer Nato, die ihnen ständig Einmischungen, Parteiergreifungen und Verpflichtungen abverlangt.
Nachtrag 22.2.2024:
Warum
wird den Deutschen eingeredet, der Ukrainekrieg sei eine Art
Bündnisfall,
aus dem man sich
nicht heraushalten könne? Schon beim Ersten Weltkrieg, der
schließlich den Zweiten Weltkrieg nach sich zog, wurden die
deutschen Untertanen Opfer der ihnen auferlegten Bündnistreue.
Im Falle des Ukrainekrieges gibt es aber nicht einmal einen
Beistandspakt - und trotzdem soll Deutschland wieder alles
richten und nach zwei verlustreichen Jahren sogar eine
Führungsrolle übernehmen.
Warum werden den Nationen außerhalb der Nato solche
Pflichten nicht abverlangt? Was nützt den Ukrainern ihr
heroischer Kampf, wenn sie am Ende trotz westlicher Waffen die
russische Supermacht doch nicht bezwingen können? Was ist am
Ende wichtiger: die Moral der Ehre und Gerechtigkeit oder die Moral
der Vernunft? Der
Ukrainekrieg
lässt erneut die Frage aufkommen, ob nicht eine Neutralität
Deutschlands besser wäre als eine Aufrüstung bis hin zur
Kriegsbereitschaft. Wo doch ein Präsidentschaftskandidat
Trump schon heute verkündet, dass die USA nur Natostaaten
verteidigen würde, die ihren Verpflichtungen nachgekommen sind.
Diese Vorbedingung verlangt einen ständigen Gehorsam und derzeit
einen 2-%-Wehretat, der jederzeit aufgestockt werden kann. Leben wir
in einer Scheindemokratie,
in der solche Systemfragen nicht einmal erörtert werden
dürfen? Ist es unserem Staatsfernsehen wichtiger,
regelmäßig an die Irrsinnstaten
einiger Amokläufer
zu erinnern, als auf unbequeme Schicksalsfragen
einzugehen?
PS:
Anfang der 1950er Jahre ließen die Sowjets durchblicken, sie
würden einer Wiedervereinigung zustimmen, sollte Deutschland ein
neutraler Staat werden. Konrad Adenauer hat dieses Angebot
ausgeschlagen, er wollte aus solidarischen Gründen
gegenüber dem Westen den Aufbau einer neuen Wehrmacht und die
Anbindung an die Nato. Mit dieser Entscheidung wurde eine frühe
Wiedervereinigung vereitelt.
Bislang hat Deutschland seit 1956 etwa 2000 Milliarden Euro (nach
heutigen Preisen) für sein Militär ausgegeben. Das teure
Engagement hat aber keineswegs zur Verbesserung seiner
Sicherheitslage beigetragen. Denn mitten im Kalten Krieg bildeten die
BRD und die DDR die Speerspitzen zweier mächtiger
Militärblöcke. Die Menschen beider deutscher Staaten lebten
Jahrzehnte wie auf einem Pulverfass. Und jetzt heißt es, wir
seien Schmarotzer, seien nicht solidarisch genug. Dabei stellt sich
doch wirklich die Frage, ob Deutschland als großer Verlierer
zweier Weltkriege unbedingt eine eigene Wehrmacht braucht. Ist nicht
unsere derzeitige militärische Stärke schon ein wenig
schamlos, geschichtsvergessen? Wir sollen aus der Vergangenheit
lernen, heißt es doch ständig. Waren die Schweiz und
Schweden schlecht beraten, als sie sich seinerzeit für einen
neutralen Status entschieden?
Deutschland soll die Freiheit am Hindukusch und in der Ukraine verteidigen. Deutschland kann aber nicht einmal seine eigenen Grenzen schützen, wenn es um die millionenfache, illegale Zuwanderung geht. Gegen eine "friedliche" Invasion (Vereinnahmung) ist Deutschland machtlos.
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Müller
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Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im
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Impressum
©
Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser
Wirtschaftsanalyst und Zukunftsforscher).
Erstveröffentlichung März 2018
War die
Sehnsucht der Ukrainer zur EU und Nato nicht Auslöser
für den unseligen Krieg? Steht der seit vier
Jahrzehnten anhaltende Niedergang Deutschlands bzw. Europas
in keinem Zusammenhang mit der EU? Können die Ukrainer
ihre Unabhängigkeit (die ihnen so am Herzen liegt)
überhaupt in der EU bewahren? Oder ist auch das ein
Trugschluss? Raus
aus der EU Die
EU befindet sich seit 50 Jahren in einer
Übergangsphase. Und niemand weiß, was werden
soll. Es gibt in der inhomogenen "Schicksalsgemeinschaft"
keine souveränen Nationalstaaten mehr. Aber auch keine,
ein natürliches Nationalbewusstsein erzeugende,
EU-Supermacht. In gewisser Weise sind EU-Bürger
staatenlos.
Ist
selbst angesichts des Ukrainekrieges die Frage nach dem
Nutzen der EU immer noch verpönt?
oder
durchhalten bis zum
Untergang?
Autor
Manfred Julius Müller, 144 Seiten,
Format
17x22 cm, Verkaufspreis
10,80 Euro. Beruht die EU auf einer kruden Ideologie, die
den ganzen Kontinent ins Verderben reißt?
Weitere
Infos zum Buch "Raus aus der EU"
Anmerkung:
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Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und
Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.
Bücher
von Manfred J. Müller
Ist
eine Demokratie zu schwach, den Bürgern reinen Wein
einzuschenken?
Eine
staatliche, gehirnwäscheartige Dauerpropaganda wird immer wieder
eingesetzt, um konzernfreundliche, radikale Ideologien durchzusetzen
(z. B. die Zollächtung = Inthronisierung des globalen
Dumpingwettbewerbs). Wenn es aber um ein wirklich notwendiges
Umdenken geht (Erhöhung der Mineralölsteuer,
Einführung einer Kerosinsteuer, Verdoppelung der Lkw-Maut,
Aufgabe des gescheiterten Schengener Null-Grenzen-Experiments etc.),
meint man, die Bevölkerung nicht mitnehmen zu können. Denn
das könnte ja Wählerstimmen kosten.